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Ladungssicherung für LKW: Vorschriften & Beispiele aus der Praxis

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Es kommt immer wieder vor, dass die Ladung vom Lkw fällt und Staus oder Unfälle verursacht. Für das Jahr 2020 führte das Statistische Bundesamt 537 Unfälle mit Personenschäden und 1.004 Fälle mit Sachschäden auf unzureichend gesicherte Ladung zurück. Eine statistische Erhebung des Kraftfahrt-Bundesamtes ergab, dass von 2.170 kontrollierten Lkws lediglich 35% ihre Ladung so gesichert hatten, wie es die Straßenverkehrsordnung (StVO) vorsieht.

Wenn bei der Ladungssicherung von Gefahrgut Fehler gemacht werden, sind die Folgen oft noch weitreichender. Und die Zahlen sind alarmierend: Schätzungen zufolge ist jeder fünfte Lkw-Unfall auf eine unzureichende oder nicht vorhandene Sicherung der Ladung zurückzuführen. 

In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick, welche Arten der Ladungssicherung es gibt. Neben den Grundlagen und Pflichten zur Ladungssicherung erhalten Sie praktische Tipps und Infos für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Gesetzliche Vorschriften, Normen und Richtlinien für die Ladungssicherung von Lkw und anderen Fahrzeugen

Mangelnde oder unzureichende Ladungssicherung der Ware in Lkw‘s verursacht jährlich erhebliche Unfälle und Schäden, teilweise in Millionenhöhe an den transportierten Gütern und Ladungsträgern. Es kommt zu zahlreichen Personenschäden mit teilweise tödlichem Ausgang sowie zu Umweltschäden. Es ist daher unerlässlich, dass Verlader, Fahrer und Halter von Transportfahrzeugen die anerkannten Regeln kennen, sie verinnerlicht haben und in der Lage sind, sie in ihrer täglichen Arbeit richtig umzusetzen.

Eine grundlegende Gesetzliche Vorschrift bildet der Paragraph §22 Absatz 1 StVO (Straßenverkehrsordnung) – Ladung. Hier heißt es:

„Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.“ Die Basis für die anerkannten Regeln der Technik bildet die VDI 2700 – Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen.

Wer ist für die Ladungssicherung eines Lkws verantwortlich?

Die Verantwortung für die Ladungssicherung eines Lkws liegt bei mehreren Beteiligten, abhängig von ihrer jeweiligen Rolle:

Fahrer:
Der Fahrer ist direkt für die ordnungsgemäße Sicherung der Ladung verantwortlich. Er muss sicherstellen, dass die Ladung so gesichert ist, dass sie während der Fahrt nicht verrutschen, umkippen oder herausfallen kann (§ 22 StVO).

Unternehmer/Spediteur:
Der Fahrzeughalter bzw. der Unternehmer trägt die Verantwortung dafür, dass geeignete Fahrzeuge, Ausrüstung und geschultes Personal zur Verfügung stehen. Er muss gewährleisten, dass die Ladungssicherung nach den gesetzlichen Vorschriften durchgeführt werden kann (§ 31 StVZO).

Verlader:
Der Verlader hat die Pflicht, die Ladung so zu übergeben, dass sie sicher auf dem Fahrzeug transportiert werden kann. Er muss beispielsweise darauf achten, dass das Gewicht gleichmäßig verteilt ist und keine Überladung erfolgt (§ 412 HGB).

Absender:
Der Absender hat ebenfalls eine Mitverantwortung, insbesondere wenn er Weisungen zur Beladung gibt. Seine Pflicht besteht darin, den Verlader entsprechend zu informieren.

Die Hauptverantwortung liegt also beim Fahrer, aber auch Verlader, Unternehmer und Absender haben jeweils Mitverantwortung. Eine klare Absprache und Kooperation zwischen allen Beteiligten ist entscheidend, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Bei Verstößen gegen bestehende Regeln drohen allen Beteiligten Bußgelder per Bußgeldbescheid, Punkte im Flensburger Fahreignungsregister und im Falle von Personenschäden auch Freiheitsstrafen.

Ladungssicherung Lkw: Gefahrgut

Bei der Gefahrgut-Ladesicherung steht der Schutz des Lebens und der Gesundheit von Menschen sowie der Schutz der Ladung vor Transportschäden im Vordergrund. Aufgrund der Art und Weise, wie es umschlossen ist, stellt jedes Transportgut immer wieder neue Herausforderungen an die am Transport Beteiligten, wie Versender, Verlader, Spediteur, Eigentümer und Fahrzeugführer dar. Gemeinsam müssen sie für einen reibungslosen und gefahrenfreien Transport sorgen. Bei der Beschleunigung, Kurvenfahrt und beim Bremsen wirken erhebliche Kräfte auf die Ladung. Für alle an der Beförderung gefährlicher Güter beteiligten Personen ist eine Schulung zur Ladungssicherung verpflichtend.

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In unserem Beitrag zum Thema Gefahrguttransport erfahren Sie die im ADR festgelegten Regelungen, sowie was es mit der 1000-Punkte Regel auf sich hat, im Detail.

Welche Arten der Ladungssicherung gibt es?

Formschlüssige Ladungssicherung

Die Ladung wird so gesichert, dass sie lückenlos an den Begrenzungen des Laderaums (z. B. Stirnwand, Seitenwände, Fahrzeugaufbau) anliegt.

Beispiele:

  • Lückenlose Beladung.
  • Einsatz von Ladungssicherungsnetzen, -brettern oder -keilen.

Ziel: Verhindern von Bewegungen der Ladung durch enge Fixierung.

Kraftschlüssige Ladungssicherung

Die Ladung wird durch Erhöhung der Reibungskraft gesichert, oft mittels Zurrmitteln wie Gurten.

  • Techniken: Niederzurren (Drücken der Ladung auf die Ladefläche durch Spanngurte).
  • Hilfsmittel: Antirutschmatten, Zurrgurte, Spanngurte.

Ziel: Sicherung durch Erhöhung der Haftung zwischen Ladung und Ladefläche.

Direkte Ladungssicherung:

Die Ladung wird direkt mit dem Fahrzeug fixiert, um Bewegungen in alle Richtungen zu verhindern.

Beispiele:

  • Diagonalzurren, Schrägzurren oder Direktzurren.
  • Einsatz von Ketten oder speziellen Zurrmitteln.

Ziel: Physisches Fixieren der Ladung an ihrer Position.
Jede Methode hat ihre spezifischen Anwendungen, und oft werden diese kombiniert, um eine optimale Sicherung zu gewährleisten.

Ladungssicherung Lkw: Praxis Beispiele 

Es gibt zwei Haupttypen von Ladungssicherungen, sowie die Kombination daraus:

Formschlüssig: Hierbei muss besonders darauf geachtet werden, dass das Ladegut ohne Lücken verstaut und gegen den Fahrzeugaufbau beladen wird. Wahlweise oder zusätzlich können Sperrbalken und Zurrnetze verwendet werden.

Kraftschlüssig: Hier wird die Ladungssicherung im Lkw durch Reibung hergestellt. Die Ladung wird mit Hilfe von Zurrgurten auf die Ladefläche gedrückt. Durch Unterlegen von Antirutschmatten kann die Sicherheit weiter verbessert werden und die Ladung kann auch bei Ausweichbewegung nicht verrutschen/ umfallen.

Kombinierte Ladungssicherung: Durch eine Kombination von form- und kraftschlüssigen Vorkehrungen kann in vielen Fällen die Ladungssicherung weiter erhöht werden. Die Ladung wird zunächst formschlüssig geladen und alle freien Räume werden mit Füllmaterial aufgefüllt. Die seitliche und hintere Ladungssicherung kann zum Beispiel durch niederzurren erfolgen, während die Sicherung nach vorne durch direktes Aufladen auf Sperrstangen erreicht wird. Kombinierte Ladungssicherung ist besonders geeignet, wenn formschlüssige Ladungssicherung oder kraftschlüssige Ladungssicherung allein nicht ausreichen, um die Ladung zu sichern.

Die Notwendigkeit eines Kantenschutzes

Oft verrutscht die Ladung während einer Fahrt, weil sie über scharfe Kanten oder raue Oberflächen gespannt wurde und die Zurrgurte plötzlich reißen. Für den Lkw Fahrer kann es dann sehr schwierig sein, das taumelnde Fahrzeug unter Kontrolle zu halten.

Das Risiko lässt sich vermeiden, wenn die Zurrgurte als Ladungssicherungsmittel an geeigneten Stellen durch Kantenschutzhülsen oder Kantenschutzwinkel vor mechanischer Beschädigung gesichert werden. Deshalb sollte immer mit Kantenschutz gesichert werden!

Wie man Lücken am besten füllt

Wenn sich Lücken zwischen den Ladungsteilen nicht vermeiden lassen, verwenden Sie Stausäcke („Airbags“). Dabei handelt es sich um ummantelte, starke, mit Druckluft gefüllte Kunststoffsäcke, die sich individuell an die Ladelücke anpassen. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, Ladelücken zu füllen. Beispielsweise ist die Verwendung von zugeschnittenen Hartschaumpolstern aus halbstarrem, druckfestem Schaumstoff eine Option.

Holz als Lückenfüller verwenden

In vielen Fällen können palettierte Güter aufgrund der Lastverteilung nicht bis zur Stirnwand geladen werden. Verwenden Sie in diesem Fall Holzmaterialien als Lückenfüller, z.B. hochkant gestellte oder auf der Seite liegende Paletten. Auch Kanthölzer sollten zum Ausfüllen von Lücken an der Stirnwand zur Ladungssicherung im Lkw Verfügung stehen.

Lkw Ladung mit einfachsten Hilfsmitteln intelligent sichern

Ladebalken und Sperrbalken können die Stabilität der Ladung weiter verbessern. Sie verhindern das Wegrutschen, indem sie in Anker- und Lochschienen einrasten. Ähnliche Hilfsmittel sind Klemmstangen, die zwischen Dach und Ladefläche des Fahrzeugs geklemmt werden, und Klemmbretter, die zwischen die Ladung und die Seitenwände geklemmt werden. Zu beachten ist, dass Klemmstangen und Klemmbretter eine begrenzte Sicherungskraft haben, da diese von der Reibungskraft abhängt.

Hersteller von Zurrmitteln bieten oft Schablonen an, mit denen die benötigte Sicherungskraft grob ermittelt werden kann (z.B. der „Zurrkraftregler“).

Es gibt inzwischen sogar Apps von Anbietern von Ladungssicherungsmitteln, mit denen sich die richtige Anzahl von Zurrgurten ermitteln lässt.

Beachtung der Belastungsgrenzen der Ladungssicherung

Für eine korrekte Ladungssicherung müssen physikalische Kräfte, die von den Ratschen erzeugt werden können, beachtet werden. Diese Informationen sind immer auf den Gurten markiert. Die Vorspannkraft ist die Grundlage für die Anzahl der benötigten Gurte. Es ist wichtig, dass die Zurrgurte nicht auf rauen oder scharfkantigen Oberflächen eingespannt werden. Immer muss mit Kantenschutz gearbeitet werden. Niederzurren ohne Kantenschutz ist keine gute Idee.

Auch die Belastungsgrenzen der Zurrösen an den Seitenwänden oder im Ladeboden spielen eine entscheidende Rolle. Sie dürfen nicht mit dem Gewicht der Ladung überlastet werden. Hinweise finden Sie entweder direkt auf den Sicherungsringen oder in der Gebrauchsanweisung des Herstellers. In der Regel sind die Sicherungsringe im Ladeboden für 300 bis 500 Dekanewton (daN) ausgelegt. Teleskopstangen haben, je nach Hersteller, eine ähnliche Belastbarkeit.

Sie haben weitere Fragen zur Ladungssicherung? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Als Externe Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) sind wir deutschlandweit für Sie im Einsatz.

Sie wollen alle Informationen auf einem Blick habe? Kein Problem – wir haben alles Wichtige auf einem Poster zusammengefasst. Bestellen Sie sich das Ladungssicherungsposter in unserem Webshop!

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Quellen:

https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__22.html

https://www.gesetze-im-internet.de/hgb/__412.html

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008R0593&from=PL

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Verkehrsunfaelle/Publikationen/Downloads-Verkehrsunfaelle/unfaelle-gueterkraftfahrzeuge-5462410207004.pdf?__blob=publicationFile

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