0211 540 142 80
Deutsch
de
Deutsch
Deutsch
Home Blog Brandklassen, geeignete Löschmittel und richtige Feuerbekämpfung

Brandklassen, geeignete Löschmittel und richtige Feuerbekämpfung

4,8/5
Laut 37+ Google Bewertungen

Brände zählen zu den größten Sicherheitsrisiken in Unternehmen – und sie entstehen oft schneller, als man denkt. Ein Kurzschluss im Bürogerät, ein umgekippter Kanister in der Werkstatt, überhitztes Öl in der Betriebsküche: All das kann in Sekunden zu gefährlichen Situationen führen. Umso wichtiger ist es, dass alle Mitarbeitenden wissen, welche Arten von Bränden es gibt, wie man sie richtig löscht und wann man sich lieber zurückzieht.

Im folgenden Artikel erhalten Sie einen kompakten Überblick über die Brandklassen nach DIN EN 2, passende Feuerlöscher sowie wichtige Hinweise zur sicheren Brandbekämpfung im Betrieb. Kurz, verständlich und praxisnah – damit im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist. Denn wer vorbereitet ist, kann Leben retten – und Schäden verhindern, bevor sie entstehen.

Was ist eine Brandklasse?

Brände unterscheiden sich je nach Art des brennenden Materials – genau hier setzt die Einteilung in Brandklassen A, B, C, D und F nach DIN EN 2 an. Diese Klassifizierung hilft dabei, das passende Löschmittel auszuwählen – sei es im Feuerlöscher oder bei professionellen Löschmaßnahmen durch die Feuerwehr.

Jede Brandklasse steht für bestimmte Stoffeigenschaften: feste, flüssige, gasförmige oder metallische Brennstoffe – sowie spezielle Fälle wie brennende Speisefette. Nicht jedes Feuer lässt sich mit Wasser löschen – im Gegenteil: In einigen Fällen, etwa bei Fett- oder Metallbränden, kann Wasser die Situation sogar drastisch verschärfen und zur unkontrollierten Ausbreitung führen.

Ein gutes Verständnis der Brandklassen hilft Unternehmen dabei, die größten Brandrisiken im Betrieb gezielt zu erkennen – und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Wer weiß, welche Stoffe vorhanden sind, kann passende Löscher auswählen, Schulungen planen und im Ernstfall besser vorbereitet handeln.

Brandklasse A – Glutbildende Feststoffe

Brände der Klasse A entstehen durch feste, organische Materialien wie Holz, Papier, Textilien, Stroh oder Kohle. Diese Stoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie unter Hitzeentwicklung schwelen und eine Glut bilden können, bevor sie richtig in Flammen aufgehen. Diese Glut ist besonders gefährlich, weil sie Brände „unbemerkt“ auslösen kann – etwa in Papierkörben, Möbeln oder verstaubten Lagerräumen. In Produktionsbetrieben ist die Brandklasse A häufig anzutreffen: Zum Beispiel, wenn Verpackungsmaterialien aus Pappe, alte Paletten oder Lagertextilien in Brand geraten. Auch Kunststoffgehäuse von Geräten oder Dämmstoffe zählen dazu, wenn sie brennbar sind.

Löschbar sind solche Brände am effektivsten mit Wasser, da es durch seine kühlende Wirkung die Glut unterbricht. Alternativ kommen auch Schaum- oder ABC-Pulverlöscher zum Einsatz – je nach Umgebung.

Brandklasse B – Brennbare Flüssigkeiten und schmelzende Feststoffe

Brände der Klasse B entstehen durch flüssige oder flüssig werdende Stoffe, die beim Verbrennen explosionsartig reagieren können. Dazu zählen Benzin, Diesel, Lacke, Öle, Alkohole, Aceton oder auch Wachs und verschiedene Kunststoffe, die beim Erhitzen schmelzen. Diese Stoffe entzünden sich meist schnell und erzeugen dabei intensive Flammen – die Gefahr von Rückzündungen ist hoch. In der Werkstatt kann ein kleiner umgekippter Behälter mit Lösemittel, kombiniert mit einem Funken aus einer Flexmaschine, ein komplettes Regal in Brand setzen.

Wasser ist hier völlig ungeeignet, da es die brennenden Flüssigkeiten sogar noch verteilt. Stattdessen verwendet man Löschschaum, der den Brand durch eine sauerstoffhemmende Schaumschicht erstickt. Auch CO₂- oder Pulverlöscher sind häufig effektiv, insbesondere bei kleinen Entstehungsbränden.

Brandklasse C – Gasförmige Brennstoffe

Diese Klasse umfasst Brände von Gasen wie Propan, Butan, Erdgas, Acetylen oder Wasserstoff. Die Besonderheit: Diese Stoffe sind nicht „sichtbar“ im klassischen Sinne, da sie sich bereits in der Luft verteilt haben, bevor es zur Zündung kommt. Ein Funke reicht oft aus, um eine Explosion zu verursachen – der Brand entsteht in der Regel als Feuerball oder Stichflamme. Im Betrieb tritt diese Gefahr typischerweise bei defekten Gasschläuchen, undichten Kartuschen oder nicht korrekt installierten Gasleitungen auf, etwa in Heizsystemen oder Laborausstattungen.

Ein solcher Brand kann nur sicher gelöscht werden, wenn zuerst die Gaszufuhr unterbrochen wird. Ansonsten facht der stetige Gasausstoß das Feuer weiter an. Die eigentliche Flamme wird dann meist mit CO₂ oder Pulver gelöscht – wobei CO₂ wegen der begrenzten Wirkung in offenen Bereichen meist weniger geeignet ist.

Brandklasse D – Metallbrände

Hier geht es um eine besonders gefährliche Art von Brand: die Verbrennung von Leichtmetallen wie Aluminium, Magnesium, Kalium oder Lithium. Diese Metalle können unter hoher Temperatur extrem heftig reagieren – mit Funkenflug, hellem Licht und sogar kleinen Explosionen. In vielen Betrieben mit CNC-Bearbeitung, Metallspänen oder Batterielagern ist diese Gefahr real. Besonders kritisch: Ein Wasserstrahl kann zur Verpuffung führen, da Metalle wie Magnesium mit Wasser reagieren und dabei Wasserstoff freisetzen, der dann selbst wieder explodieren kann.

Metallbrände werden mit speziellem D-Pulver gelöscht, das das brennende Metall abdeckt und von Sauerstoff abschneidet. Auch trockener Sand oder Hohlglasgranulat kann in Ausnahmefällen verwendet werden. Normale Feuerlöscher sind hier meist wirkungslos oder sogar gefährlich.

Brandklasse F – Fettbrände in Küchen

Brände der Klasse F entstehen durch überhitzte Speiseöle und -fette, insbesondere in Fritteusen oder auf Herdplatten. Ab einer Temperatur von ca. 300 °C entzünden sich viele Öle selbst, und das Löschen gestaltet sich schwierig: Wer hier mit Wasser reagiert, löst eine Fettexplosion aus – das Wasser verdampft sofort, reißt brennendes Öl mit sich und verteilt es explosionsartig im Raum.

Besonders in betrieblichen Küchen, Kantinen oder Foodtrucks ist die Kenntnis dieser Brandklasse überlebenswichtig. Gelöscht werden solche Brände mit speziellen Fettbrand-Löschmitteln – meist Schaum oder Löschmittel auf Kaliumbasis, die mit dem Fett reagieren und es in eine seifenartige Schicht verwandeln. Diese deckt das Öl luftdicht ab und verhindert so eine weitere Entzündung.

Brandklassen-Tabelle – Stoffe, Szenarien & das passende Löschmittel

Die folgende Übersicht bringt Klarheit: Welche Brandklasse betrifft welchen Stoff, welches Feuerlöscher-Symbol passt dazu – und mit welchem Löschmittel solltest du im Ernstfall handeln?

Diese Einteilung ist nicht nur Theorie: In der Praxis hängen richtige Reaktion und Löschmittelwahl eng zusammen. Ein falscher Löscher kann mehr Schaden verursachen als das Feuer selbst – vor allem bei Fett- und Metallbränden.

Feuerbekämpfung im Ernstfall – Schritt für Schritt nach dem BET-Prinzip

Ein Entstehungsbrand kann sich in wenigen Sekunden zu einem unkontrollierbaren Großbrand entwickeln. Deshalb kommt es darauf an, ruhig, zielgerichtet und sicher zu handeln. Dabei hilft das sogenannte BET-Prinzip, das auch im betrieblichen Brandschutz weit verbreitet ist:

1. B – Beobachten

Sobald Rauch, Flammen oder ungewöhnlicher Geruch bemerkt werden, heißt es: aufmerksam beobachten. Was brennt? Welche Brandklasse liegt vermutlich vor (Papier, Öl, Akku)? Wo befindet sich der Brandherd – offen sichtbar oder verdeckt? Wie stark ist die Rauchentwicklung, ist ein Löschversuch realistisch? Gibt es Menschen in Gefahr?

Wichtig: Sicherheit geht vor. Wenn Zweifel bestehen, ob der Brand beherrschbar ist, sofort den Raum verlassen und die Feuerwehr alarmieren (Notruf 112).

2. E – Entscheiden

Basierend auf der Beobachtung muss eine schnelle Entscheidung getroffen werden:

  • Ist der Brand noch im Anfangsstadium (z. B. ein Papierkorb, eine Fritteuse, ein Ölfleck)?
  • Habe ich den passenden Feuerlöscher zur Hand?
  • Besteht Eigengefährdung durch Rauch, Strom oder Explosion?
    Wenn alle Bedingungen sicher erscheinen, kann der Löschversuch erfolgen – niemals leichtfertig handeln.

3. T – Tätig werden

Jetzt beginnt der eigentliche Löschvorgang – strukturiert und kontrolliert:

  • Löscher entsichern: Splint ziehen, Schlagknopf betätigen (je nach Typ).
  • Windrichtung beachten: Immer mit dem Wind im Rücken oder seitlich zum Rauch löschen. Das schützt dich vor Rauchvergiftung und Hitze.
  • Stoßweise löschen: Nicht einfach „draufhalten“, sondern gezielt kurze Löschstöße einsetzen, um den Brand von der Basis aus zu bekämpfen.
  • Von vorne, unten und nah heran löschen, aber mit Sicherheitsabstand.
  • Rückzündung verhindern: Auch wenn das Feuer erloschen scheint, weiter beobachten und ggf. nachlöschen.

Wenn der Löscher leer ist und der Brand weiterbrennt: Rückzug antreten und Feuerwehr die Arbeit überlassen.

Und: Wer sich unsicher ist, ob das Feuer noch kontrollierbar ist – sofort Evakuieren und Feuerwehr rufen. Persönliche Sicherheit geht immer vor.


Fazit – Brandschutz braucht Wissen, Mut und die richtige Ausrüstung

Ob Werkstatt, Büro, Lagerhalle oder Betriebsküche: Brände können überall entstehen. Wer die Brandklassen nach DIN EN 2 kennt, erkennt schneller, wie gefährlich ein Feuer ist – und wie man richtig darauf reagiert. Dazu gehört, den passenden Feuerlöscher am richtigen Ort bereitzuhalten, Mitarbeitende regelmäßig zu schulen und ganz besonders: in Stressmomenten ruhig und richtig zu handeln.

Mit Wissen über Brandverhalten, Löschmittel und Windtaktik kann jeder Teil eines effektiven Brandschutzes werden. Und genau deshalb lohnt sich eine Investition in gute Schulungen, moderne Ausrüstung und klare Strukturen im Betrieb. Denn ein Feuerlöscher allein löscht kein Feuer – Menschen tun das.

Quellen

  1. DGUV – Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
    → Themenschwerpunkt: Brandschutz im Betrieb, Verhalten im Brandfall, BET-Prinzip
    📎 https://www.dguv.de/medien/fb-bbh/arbeitshilfen/bet_prinzip.pdf
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Brandschutz im Alltag
    → Verhalten im Brandfall, Feuerlöscheranwendung
    📎 https://www.infektionsschutz.de/notfall/brandfall.html
  3. ProSafeCon – Fachseite für Arbeitssicherheit und Brandschutz
    → Brandklassen, Feuerlöscher, Verhalten bei Feuer
    📎 https://prosafecon.de/brandklassen-feuerloescher/
    📎 https://prosafecon.de/richtiges-verhalten-im-brandfall/
  4. Feuerwehr Lernbar (Deutsche Feuerwehr-Zeitung / DFV / vfdb)
    → Taktik der Brandbekämpfung, Löschmittelwahl, Windrichtung
    📎 https://www.feuerwehr-lernbar.bayern
  5. ASR A2.2 – Technische Regeln für Arbeitsstätten: Maßnahmen gegen Brände
    → Herausgeber: BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)
    📎 https://www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/ASR/ASR-A2-2.html
  6. DIN EN 2 / DIN EN 3 / DIN EN ISO 7010
    → Normen zu Brandklassen, Feuerlöschern und Piktogrammen
    (Hinweis: Diese Normen sind kostenpflichtig und offiziell nur über Beuth-Verlag oder ähnliche Fachverlage einsehbar.)

Sie wollen auch andere Leute schlau machen? Dann gleich teilen!

Ähnliche Artikel

Not- und Sicherheitsbeleuchtung: Vorschriften und Unterschiede
Was ist eine Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege? Jetzt Vorschriften und den Unterschied zwischen Not- und Sicherheitsbeleuchtung erfahren!
Flucht- und Rettungsplan erstellen – Schritt für Schritt
Sie möchten einen Flucht- und Rettungsplan für den Betrieb erstellen? Tipps zu den Themen ✓ Welche Inhalte sind wichtig ✓ Welche Gesetze gelten?
Die Regelungen zur Brandschutzordnung der Bundesländer im Überblick
Wann ist eine Brandschutzordnung gefordert? Erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Vorgaben zur Brandschutzordnung je Bundesland.

Sie möchten ein Angebot? Sie haben Fragen?

oder

Hinterlassen Sie uns Ihre Kontaktdaten und wir melden uns bei Ihnen!

*“ zeigt erforderliche Felder an

Untitled*